DIE ANFÄNGE
Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts kam es im ganzen Land zu Gründungen einer großen Zahl von Vereinen aller Art. Dies muss als Folge der Revolution von 1848/49 angesehen werden, da hier erstmals ein freier Zusammenschluss von“ Untertanen“ (Vereinsfreiheit) gefordert wurde. Auch in Eisingen begann das Vereinsleben.
So blieb es nicht aus, dass sich einige junge Musiker in unserem Ort zusammentaten, um eine Instrumentalgruppe zu bilden. Einer dieser Musiker war Herrmann Klingel. Diese erste Blaskapelle scheiterte an den „ländlichen Verhältnissen“, wo der Wegzug oftmals nur eines Musikers sofort das Ende für die Kapelle bedeutete.
Etwa um das Jahr 1910 wurde ein zweiter Versuch zur Gründung einer Musikkapelle unternommen. Friedrich Bolz und Karl Emil Kunzmann gehörten diesem Kreis an. Aber auch diese Gruppe konnte sich nicht halten. Obwohl diese Blaskapelle auf gesünderen Füßen stand, wurde sie mit Beginn des ersten Weltkrieges auseinander gerissen.
Erst im Jahre 1925 wurde die Neuformierung in Form einer Blaskapelle ergriffen. Als Initiator dieser Kapelle ist vor allem Karl Emil Kunzmann zu nennen, der bereits der Vorkriegskapelle angehörte. Er übernahm die Ausbildung der jungen Musiker ohne jede Vergütung und stellte sogar seine Wohnung zum Proben zur Verfügung. Unterstützt wurde er von dem Tenorhornbläser Adolf Schickle. Zur Jahreswende 1925/26 traten diese Musiker erstmals in der Öffentlichkeit auf. Daher entschloss man sich 1966 im Musikverein, das Jahr 1926 als eigentliches Gründungsjahr festzuhalten. Jedoch auch diese Gruppe wurde wieder kurzzeitig durch das Ausscheiden zweier Musiker gesprengt.
Kapelle1929
stehend v. 1. n. r.: H. Kopp, K. Kopp, Rud Bauer, Hauptlehrer Zipse, E. Kopp, Karl Fr. Kunzmann, E. Kunzmann, K. M. Kunzmann, Ad, Schickte sitzend v. 1. n. r.: H. Frey, R. Klotz, F. Rentschier, E . Leonhard, G. Seiter, H, Leonhard
FEUEWEHRKAPELLE
Einen neuen Auftrieb erlebten die Musiker durch die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr in der Gemeinde. Nun traten diese durch junge Kräfte verstärkten Musiker als Feuerwehrkapelle in Erscheinung. Sehr rasch hatte diese Kapelle 20 aktive Mitglieder. Als treibende Kräfte jener Aufwärtsbewegung sind zu nennen: „abermals“ Karl Emil Kunzmann und der damals in Eisingen tätige Hauptlehrer Karl Zipse. Herr Zipse übernahm in ehrenamtlicher Tätigkeit die Leitung der Kapelle. Mit großem Eifer gelang es, erst einmal die Instrumente zu beschaffen, die in jener Zeit große finanzielle Opfer von jedem Musiker erforderten. Hierbei wurden die Musiker sehr stark durch die Freiwillige Feuerwehr und die Gemeindeverwaltung unterstützt. Bald wurde diese junge Feuerwehrkapelle Bestandteil vieler Feste. Sie bestritt den musikalischen Teil der hiesigen Vereine und spielte bei Veranstaltungen der Freiwilligen Feuerwehren auch in der Umgebung auf. Bis zur Versetzung des Hauptlehrers im Jahre 1933 hatte Herr Zipse diese Kapelle sehr weit vorangebracht und sich so um den Musikverein große Verdienste erworben. Als neuer Dirigent folgte Wilhelm KauseImann aus Ersingen, der die Kapelle musikalisch noch weiter reifen ließ. So konnte am 30. 12. 1934 im „Hirsch“ -jetzt Produktionsstätte der Fa. Schmidt- das erste Konzert geboten werden. Wegen Krankheit musste Herr Kauselmann kurze Zeit später; im Jahre 1937, das Dirigentenamt an Willi Braun aus Pforzheim abgeben. Als jedoch vor Beginn des zweiten Weltkrieges die ersten Musiker zum Heeresdienst einberufen wurden, bedeutete dies eine Schwächung der Kapelle. Mit Unterstützung durch auswärtige Musiker konnte sie sich aber noch halten. Jedoch mit der staatlich angeordneten Auflösung der Freiwilligen Feuerwehr am 21.2. 1940 musste die Kapelle ihre Tätigkeit einstellen.
Erst im Jahre 1954 taten sich die früheren Aktiven zusammen, um die Feuerwehrkapelle erneut zu formieren. Als Neugründer sind in erster Linie Karl Friedrich Kunzmann, der letzte Vorstand der Vorkriegskapelle Emil Kopp, Gustav Seiter, Eugen Kunzmann, Karl Mathias Kunzmann, Hugo Klöppel, Bertram Haug, Hermann Frey, Emil Kunzmann (Kirchsteige) und Franz Rentschler zu nennen.
Um diese“ Veteranen“, die selbst aktiv mitwirkten, scharten sich bald 20 junge Männer; um das Musizieren zu erlernen. Mit abermaliger Unterstützung durch die Freiwillige Feuerwehr konnten die benötigten Musikinstrumente beschafft werden. Mit dem Dirigenten Edwin Elsässer aus Göbrichen und dem Vorstand Karl Friedrich Kunzmann wurde der Neubeginn gemeistert. Im Jahre 1955 übernahm der damals in Eisingen wohnhafte aktive Musiker Hugo Klöppel die musikalische Leitung. Bis zum Jahre 1960 war die Kapelle gut fundiert und es wurde der Wunsch laut, einen eigenen Musikverein zu gründen. Am 5. Januar 1961 gab man sich eine eigene Satzung. Damit ging schließlich die Ehe mit der Freiwilligen Feuerwehr in die Brüche. An dieser Stelle müssen aber auch die Verdienste der Freiwilligen Feuerwehr in diesen drei Jahrzehnten besonders hervorgehoben werden.
Kapelle 1966
Im Jahr des 40-Jährigen Jubiläums
„MUSIKVEREIN EISINGEN“
Als erster Vorsitzender des nun neu gegründeten „Musikverein Eisingen“ wurde abermals Karl Friedrich Kunzmann gewählt. Zusammen mit dem Dirigenten Moritz Ayd aus Ersingen erlebte die Kapelle einen bemerkenswerten Aufschwung. Als Herr Ayd zur Jahreswende 1961/62 aus gesundheitlichen Gründen das Amt niederlegte, kam Herr Hans Mattern aus Königsbach. Ihm ist es gelungen, die Kapelle musikalisch auf einen Höhepunkt zu führen und sogar diese Leistung noch von Konzert zu Konzert zu steigern. Im Jahre 1963 gab Karl Friedrich Kunzmann den Vorsitz im Musikverein ab. Er hatte die Geschicke als Vorsitzender über 3 Jahrzehnte geprägt. Seine Nachfolge trat der Gastwirt Karl Kastner an. Während seiner Amtszeit wurde der Musikverein Eisingen am 15.10.1964 in das Vereinsregister eingetragen.
Im Jahre 1966 erlebte der Verein unter seinem Vorsitzenden Anton Keicher den ersten Höhepunkt. Großartig wurde das 40-Jährige Vereinsjubiläum mit Unterstützung vieler Gastvereine im Herrschaftswiesengelände gefeiert. Positiv angeregt, versuchte man daraufhin, die Blasmusik noch stärker in die Öffentlichkeit zu tragen. Neben dem schon bestehenden Maifest im Gengenbachtal, welches immer an Christi Himmelfahrt stattfindet, sollte ein weiterer musikalischer Höhepunkt treten. Als dann mit der Fertigstellung der neuen Schule ein geeigneter Raum entstanden war; begannen die Neujahrskonzerte, die zu einem kulturellen Höhepunkt im Gemeindeleben wurden. Diese Veranstaltung sollte zum einen die Leistungsstärke der Kapelle dokumentieren, zum anderen für die Besucher einen musikalischen „Leckerbissen“ darstellen. Dass sich das Neujahrskonzert wachsender Beliebtheit erfreut, zeigen am deutlichsten die ansteigenden Zuhörerzahlen.
In den folgenden Jahren wechselte die Vorstandschaft etwas rascher: Nach Anton Keicher leiteten jeweils für eine Wahlperiode Herbert Speer; Franz Rentschler, Gerhard Seiter und Claus Veit die Vereinsgeschicke. Seit 1972 liegt die Verantwortung abermals bei dem aktiven Musiker Herbert Speer: Durch eine sehr gute Leistung seitens des Dirigenten und der verschiedenen Vorstände ist der Musikverein Eisingen in den sechzig Jahren zu einem festen Begriff nicht nur in Eisingen geworden. Um die Verbindung mit seinem Weinort Eisingen zu dokumentieren, veranstaltet der Verein seit 1975 jährlich das Weinfest im Oktober; das 1985 erstmals auf den Montag erweitert wurde, an dem ein Holzsägewettbewerb für Vereine und Firmen stattfindet. Die große Teilnehmerzahl und die Tatsache, dass die Gemeindehalle an diesem Abend aus allen Nähten platzt, dokumentieren die Einmaligkeit dieses Ereignisses in der Gemeinde.
Im Juni 1976 feierte man über 50 Jahre Blasmusik in Eisingen. Viele Musikkapellen aus nah und fern waren Gast bei diesem großen Ereignis, das seinen Höhepunkt im farbenprächtigen Festzug hatte. Dieser wurde durch die Unterstützung der örtlichen Vereine und Gruppen zu einem vollen Erfolg.
AUFBAU UND ERFOLGE
Nach dem Ausscheiden des langjährigen Dirigenten Hans Mattern, der zum Ehrendirigenten ernannt wurde, übernahm 1977 Erwin Jahl gleichzeitig das Amt des Orchesterdirigenten und das des Jugenddirigenten. Sein Nachfolger als musikalischer Leiter der Jugendkapelle wurde 1979 der langjährige Ausbilder Gerhard Bauer: seit er das Jugendorchester und zum größten Teil auch die Ausbildung übernommen hatte, kam es zu einer deutlichen Leistungssteigerung innerhalb des Jugendorchesters. Durch sein starkes Engagement gelang es ihm, Jugendliche für die Musik zu begeistern.
Einen ersten großen Erfolg erzielte Gerhard Bauer 1980 mit der Gründung einer zweiten Kapelle neben dem Jugendorchester: der Schülerkapelle. Seit 1981 führt die Jugend des Vereins jährlich Jugendkonzerte durch, welche inzwischen einen festen Platz im Veranstaltungskalender des Musikvereins haben.
Den bisher größten Erfolg feierte das Jugendorchester beim Landeswettbewerb in Trossingen im März 1982, bei dem man sich einen zweiten Preis erspielte.
Große Erfolge verzeichneten die Jungmusiker aber auch bei den Lehrgängen des Blasmusikverbandes. Diese Erfolge wurden, durch das hohe Ausbildungsniveau im Musikverein gewährleistet, durch eine Anzahl sehr gut geschulter Musiklehrer ermöglicht.
1985 wurde Gerhard Bauer die Landesehrenmedaille des Landes Baden-Württemberg für große Verdienste in der Jugendarbeit verliehen. Seit 1986 werden im Musikverein auch Blockflötenkurse angeboten, die der vormusikalischen Erziehung der Kinder ab dem ersten Schuljahr dienen. Zur Intensivierung der musikalischen Jugendarbeit gründete der Musikverein eine Bläserschule (gesonderter Bericht).
Das Blasorchester nahm 1979 zum ersten mal bei einem Wertungsspiel des Blasmusikverbandes Pforzheim-Enzkreis mit Erfolg teil.
Als Erwin Jahl 1982 als Dirigent ausschied, wurde mit Diplom- Musiklehrer Helmut Sickinger ein Mann verpflichtet, der es verstand, das Leistungsvermögen der Kapelle kontinuierlich zu steigern. Die Folge waren mehrere erste Preise des Orchesters bei Wertungsspielen. 1985 wurde für zwei Jahre Uwe Wilde zum 1. Vorsitzenden gewählt. Sein Nachfolger wurde 1987 sein direkter Vorgänger im Amt, Herbert Speer, der beim Neujahrskonzert die Bundesfördermedaille in Gold für seine besonderen Verdienste um den Verein erhielt.
Ein Höhepunkt war für den Musikverein im Januar 1986 seine Fahrt in die CSSR. Dort war man Teilnehmer beim Internationalen Musik- und Theaterfestival in Brünn, an dem man erfolgreich teilnahm. Zuvor verbrachten die Teilnehmer einige Tage in Prag.
1990 übernahm Albrecht Sinn das Amt des 1. Vorsitzenden bis 3/2003. In den folgenden Jahren entwickelte sich das Blasorchester des MVE zu einem Oberstufenorchester, das sich in mehreren guten Ergebnissen bei Wertungsspielen wiedergab.
Nach Ausscheiden von Helmut Sickinger als Dirigent übernahm übergangsweise zwei Jahre Gerhard Bauer die Dirigentschaft. Auf dessen Vorschlag hin wurde im Februar 1995 Rainer Braun Dirigent des Blasorchesters. In diesem Jahr nahm das Blasorchester des Musikvereins im Juni am 2. Bundesmusikfest in Münster/Westfalen teil. Unter 241 Blasorchestern, welche dort am Wertungsspiel teilnahmen, erreichte man in der Oberstufe die Note „sehr gut“ ! !
Großes Blasorchester
2005
„ÄRA LINDENHOF“
Im Jahr 1998 konnte der Musikverein in den neu restaurierten Lindenhof umziehen und erhielt hierdurch optimale Probemöglichkeiten. Aufgrund seiner angegriffenen Gesundheit verließ Herr Rainer Braun den MVE. Carmen Ritzmann und Heiko Genthner übernahmen bis zur Verpflichtung von Thorsten Reinau als Dirigenten im Februar 1999 die Leitung des Blasorchesters. Mit Thorsten Reinau konnte der Musikverein einen Dirigenten verpflichten, der es verstand, mit Einsatz und Engagement das Blasorchester zu Höchstleistungen zu motivieren. So wuchs das Orchester in diesen Jahren Jahren auf 60 Musikerinnen- und Musiker an.
Die Ergebnisse der Wettbewerbe unter seiner Leitung seit 1999 sprechen für sich: in der Kategorie: OBERSTUFE in Vaihingen/Enz mit Ergebnis: „mit hervorragendem Erfolg“, in der Kategorie HÖCHSTSTUFE in Konzerthaus Karlsruhe mit Ergebnis: „mit sehr gutem Erfolg“, in Stammheim mit Ergebnis: “ mit hervorragendem Erfolg“, im Konzerthaus Karlsruhe mit Ergebnis: “ mit hervorragendem Erfolg“
Seit März 2003 leitet Roswitha Burkhardt, Flötistin als 1.Vorsitzende die Geschicke des Vereines.
Neben seiner Tätigkeit als Dirigent des Jugend- und des großen Blasorchesters entstand im Herbst 2003 unter der Leitung von Thorsten Reinau die „Kleine Blasmusik“. 15 Musikerinnen- und Musiker von den Musikvereinen Eisingen und Linkenheim/Hochstetten, die Thorsten Reinau beide dirigierte, verschrieben sich der böhmischen Blasmusik. Bei den Wettbewerben für originale böhmische Volksmusik in Zbraslav/Prag erreichten sie 2004 und 2005 die Auszeichnungen: das goldene Band, bester Dirigent, bester Solist: 2004 Stefan Franz (Bariton) und 2005 Cindy Blech und Paul Müller (jeweils Klarinette) und eine Auszeichnung für das sympathischste Orchester.
Auch die Jugendarbeit veränderte sich in den letzten Jahren. Einst als musikalische Früherziehung bezeichnet hat die „Musikfantasie“ Einzug in die Räume des Lindenhofes gehalten. Mit Ingrid Löffler konnte man eine kompetente Musiklehrerin verpflichten, die mit viel Liebe und Engagement den Kindern dieses näherbringt. Seit Herbst 2005 wird auch die Melodica als Lerninstrument angeboten. Höhepunkt für alle Musikschülerinnen- und Schüler ist das Jugendkonzert, das alljährlich im ersten Wochenende des Juli stattfindet. Hier können alle ihr bisher Erlerntes darbieten. Blockflöten- und Instrumentalunterricht bei kompententen Lehrern, sowie Vorstufen- und Schülerorchester bilden die musikalische Grundlage für ein gesundes Vereinsleben.
In den vergangenen Jahren hat sich der Musikverein Eisingen zu einem gesunden und erfolgreichen Verein entwickelt, der innerhalb der Gemeinde zu einem wichtigen Kulturträger wurde. Auch im Blasmusikverband wurde der Verein zu einem anerkannten und geschätzten Mitglied.
von 2007 bis 2009 war das große Blasorchester unter der Leitung von Johannes Kurz.
Das Jugendorchester wurde von 2007 bis 2013 von Christian Werner dirigiert, nach seinem Abschied übernahm Isabell Liebich die Leitung des Jugendorchesters.
Den Posten des ersten Vorsitzenden übernahm im März 2009 Jürgen Kunzmann, nachdem Roswitha Burkhardt nach 3 Amtsperioden mit Höhen und Tiefen nichtmehr für das Amt kandidierte.
Von 2009 bis 2015 ist das Blasorchester unter der Leitung von Alexander Weber. In dieser Zeit konnten einige Erfolge und große Ereignisse gefeiert werden. So wurde beim Wertungsspiel in Karlsuhe 2010 die Platzierung „mit hervorragedem Erfolg“ und 2013 in Linkenheim-Hochstetten „mit sehr gutem Erfolg“ erreicht. Dies unterstreicht die gute Qualität des Orchesters und spiegelt sich ebenso bei den ausverkauften Jahreskonzerten wieder. Zudem setze Weber mit dem Blasorchester die Großprojekte „Carmina Burana“ (2013 mit MV Forbach) und das Gemeinschaftskonzert „Musik verbindet“ (2015 mit Gesangverein Eintracht, Posaunenchor, Chor Spektrum) um. Mit seiner Arbeit, bei der er auch immer den Verein und das Publikum im Blick hatte, brachte er das Blasorchtester und den Verein auf eine neue Ebene des Erfolges.